Interview mit Katrin und Götz Filenius, den Filmemacher des Filmes Wenn die Seele lacht:
W: Wie bist Du auf den Gedanken gekommen, einen Film über den Kioskmann Said Masri zu machen?
KF: Das war eigentlich gar kein Gedanke, sondern eine Begegnung auf dem Weg zur täglichen Fernseharbeit. Das traf mich mitten ins Herz, als aus dem Kiosk, an dem ich immer vorbeigehe, Geigenklänge ertönten. Dann hab ich eine Weile darüber nachgedacht. Später habe ich mich ihm vorgestellt und ihn ein bißchen ausgefragt.
W: Hattest Du vorher schon einmal einige Worte mit ihm gewechselt?
KF: Eher nicht, nur ab und zu die Zeitung bei ihm gekauft.
W: Formulier doch mal, welche Gedanken Du hattest, als Du meintest, dort mit der Kamera aufkreuzen zu müssen.
KF: Das war einfach so, daß ich das total interessant fand, dass dort ein Kioskmann, der eigentlich Zeitungsverkäufer ist, Musik macht und so tolle Musik macht, so mit Seele spielt. Und das in dieser wunderschönen Landschaft, der Rehwiese und natürlich war mir auch von Anfang an klar, daß er den ganzen Tag mit diesen schrecklichen Schlagzeilen aus Deutschland und der Welt zu tun hatte und da habe ich gedacht, dass alles miteinander kombiniert, montiert, beobachtet, müsste doch etwas ganz Interessantes ergeben. Und weiter habe ich gedacht, das müsste man eine ganze Weile beobachten, um auch die extremen gesellschaftlichen Veränderungen festzuhalten. Und dann habe ich schon die Kamera in die Hand genommen, zufälligerweise an dem Tag, als sämtliche Blätter über den Großbrand in der Philharmonie berichteten und Said steht an der Rehwiese und geigt.
W: Wie seid ihr dann an die Dreharbeiten herangegangen?
GF: Das Konzept war so, dass wir am Anfang festlegten, wir drehen einmal im Monat und nicht länger als eine Stunde.
W: Stand der Tag auch fest?
GF: Nein, das war spontan, aber meistens an einem Sonntag, weil wir auf genügend Kundschaft hofften. Das war ein Tip von Said.
W: Habt ihr den ganzen Tag gedreht?
GF: Wir haben nicht den ganzen Tag gedreht, sondern eine oder anderthalb Stunden hintereinander mit ein oder zwei Ausnahmen.
W: Also ist das, was ihr aufgenommen habt, mehr oder weniger zufällig entstanden?
KF: Wenn man so will, ist alles zufällig entstanden. Wir haben natürlich vorher „oben“ Bescheid gesagt, wann wir kommen würden (lacht), ja und dann war es der Zufall oder was auch immer.
W: Ihr habt von Mai 2008 bis Mai 2009 gedreht, also 13 Monate. Der Film hat aber 14 Episoden, wie ist es dazu gekommen?
KF: Es wurde innerhalb von kurzer Zeit viermal bei Said eingebrochen, wir wollten ihn möglichst schnell nach den Vorfällen befragen, so kam es zu der zusätzlichen Episode.
W: Wie vollzog sich die Endfertigung des Films?
GF: Wir sind so herangegangen, dass das Material eine Weile lag und es ist auch gut für Material, wenn man ein wenig Abstand zu den Dingen bekommt und dann brauchten wir nur noch Zeit.... und uns war ziemlich schnell klar, dass der Film nur in der Chronologie der Ereignisse montiert werden kann.
W: Jetzt ist der Film in Form eines Kalenders montiert, von Mai bis Mai. Gab es auch mal die Überlegung, es nicht so zu machen?
GF: Die gab es nicht. Das stand von Anfang an fest. Das war Konzeption.
W: Könnt Ihr noch was zu euch erzählen, eurer Firma seagull film und euren filmischen Intentionen?
KF: Wir haben beide an der HFF „Konrad Wolf“ in Babelsberg studiert, Götz in der Fachrichtung Schnitt, ich in der Fachrichtung Regie. Viele Jahre Fernseharbeit, vor allem für Götz im Live-Geschehen, folgten, Shows, Talkshows, Gottesdienste - die ganze Palette. Ich habe nach dem Studium mehrere Dokumentarfilme im Fernsehauftrag über Frauen gedreht und dann lange pausiert, um unsere Söhne großzuziehen. In den letzten vier Jahre drehte ich Hunderte von Einspielern für eine Talk-Show. Mit seagull film machen wir einen neuen Anfang, weil unsere Seelen danach geschrien haben, uns endlich wieder Stoffen und Menschen zuzuwenden, nach denen wir uns seit Jahren sehnen. Der erste Film war „Insel im Strom“, ein Film über ein besonderes Berliner Seniorenwohnhaus in Mitte, dann folgte „Wenn die Seele lacht“ und unser nächstes Projekt sind „Geschichten von der Spinnerbrücke“.
W: Vielen Dank für das Interview.
Anmerkung: Wir haben im Herbst eine Premiere des Films am Kiosk an der Rehwiese gemacht und es war ein toller Abend. Die Fotos sind da entstanden. Auch der Film "Inseln im Strom" ist ein sehr schöner Film gworden. Beide kann man sicherlich direkt über die Filmemacher selbst beziehen. Wir reichen Ihre Anfragen gerne weiter.